Strahlend, wie ein schöner Trau, steht vor uns der Weihnachtsbaum. Seht nur, wie sich goldenes Licht auf den zarten Kugeln bricht. „Frohe Weihnacht“ klingt es leise und ein Stern geht auf die Reise. Leuchtet hell vom Himmelszelt – hinunter auf die ganze Welt.
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn, Aber als Knecht Ruprecht schon Kommt der Winter hergeschritten, Und alsbald aus Schnees Mitten Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah, Bunt auf uns herniedersah, Weiß sind Türme, Dächer, Zweige, Und das Jahr geht auf die Neige, Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn, Heute bist du uns noch fern, Aber Tannen, Engel, Fahnen Lassen uns den Tag schon ahnen, Und wir sehen schon den Stern.
Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus, klopft seine lange Pfeife aus und sagt zur heiligen Kathrein: Öl mir die Wasserstiefel ein, bitte hol auch den Knotenstock vom Boden und den Fuchspelzrock, die Mütze lege oben drauf, und schütte dem Esel tüchtig auf, halt auch sein Sattelzeug bereit; wir reisen, es ist Weihnachtszeit. Und dass ich`s nicht vergeß, ein Loch ist vorn im Sack, das stopfe noch! Ich geh derweil zu Gottes Sohn und hol mir meine Instruktion.
Die heilige Käthe, sanft und still, tut alles, was Sankt Niklas will. Der klopft indes beim Herrgott an, Sankt Peter hat ihm aufgetan und fragt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus? und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
Da sitzen die Englein an langen Tischen, ab und zu Feen dazwischen, die den kleinsten zeigen, wie`s zu machen, und weben und kleben die niedlichsten Sachen, hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern, fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern, packen die Schachteln, binden sie zu und haben so glühende Bäckchen wie Du. Herr Jesus sitzt an einem Pult und schreibt mit Liebe und Geduld eine lange Liste. Potz Element, wie viel artige Kinder Herr Jesus kennt! Die sollen die schönen Engelsgaben zu Weihnachten haben.
Was fertig ist, wird eingesackt und auf das Eselchen gepackt. Sankt Niklas zieht sich recht warm an; Kinder, er ist ein alter Mann, und es fängt tüchtig an zu schnein, da muss er schon vorsichtig sein.
So geht es durch die Wälder im Schritt, manch Tannenbäumchen nimmt er mit; und wo er wandert, bleibt im Schnee manch Futterkörnchen für Hase und Reh. Aus Haus und Hütte strahlt es hell, da hebt er dem Esel den Sack vom Fell, macht leise alle Türen auf, jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf: Sankt Niklas, Sankt Niklas, was hast du gebracht? was haben die Englein für uns gemacht? „Schön Ding, gut Ding, aus dem himmlischen Haus; langt in den Sack! Holt euch was raus!“
Nikolaus, du guter Mann, hast einen schönen Mantel an. Die Knöpfe sind so blank geputzt, dein weißer Bart ist auch gestutzt. Die Stiefel sind so spiegelblank, die Zipfelmütze fein und lang. Die Augenbrauen sind so dicht, so lieb und gut ist dein Gesicht.
Du kamst den weiten Weg von fern und deine Hände geben gern. Du weißt, wie alle Kinder sind: ich glaub‘, ich war ein braves Kind, Sonst wärst du ja nicht hier und kämest nicht zu mir.
Du musst dich sicher plagen, den schweren Sack zu tragen. Drum, lieber Nikolaus, pack‘ ihn doch einfach aus.